Karin Langendorf

von Marianne Stang

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Abb 1: Karin Langendorf Foto Maria Steur.

Karin Langendorf ist den Klöpplern und Klöpplerinnen im In- und Ausland seit langem als Händlerin feiner, aus eigener Drechslerei stammender Klöppel bekannt. Dass dies nicht das einzige Betätigungsfeld für ihre künstleri­schen Fähigkeiten ist, soll hier näher beleuchtet werden.1967 in Rheinfelden geboren, machte Karin Langen­dorf, zunächst eine Drechslerlehre in der Werkstatt ihres Vaters, bis sie dann eine Ausbildung als Holzbildhauerin in Michelstadt im Odenwald absolvierte. 1992 legte sie ihre Meisterprüfung im Drechslerhandwerk in Hannover ab. Schon 1994 fand sie Aufnahme im Bund deutscher Kunsthandwerker. Ihre aus verschiedenen Materialien hergestellten Schalen und Dosen wurden sehr bewun­dert und gut verkauft. So erhielt sie 1994 als 3. Preisträ­ger den Hessischen Staatspreis im Kunsthandwerk. Auf vielen Ausstellungen, wie z.B. in Rheinfelden, Hamburg, Frankfurt, Karlsruhe und Florenz konnte sie ihre Arbeiten zeigen.Bekannt wurde sie auch in katholischen Kirchenkrei­sen: Bereits 1998 fertigte sie für Kardinal Joachim Meiss­ner den Jubiläumsstab „750 Jahre Kölner Dom" an. In den darauf folgenden Jahren schuf sie viele Stäbe für Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe. Da jeder Stab anders aussehen sollte, kamen hier ihre künstlerischen Vorstellungen voll zum Tragen.

 

Nachdem Karin Langendorf 1997 die Drechslerei ihres Vaters übernommen hatte, musste sie sich zwangsläufig auch mit der Herstellung von verschiedenen Klöppeln auseinandersetzen, denn ihr Vater hatte im Auftrag einer Schweizer Klöppellehrerin bereits mehrere Klöppel­modelle gefertigt. Um aber genau „hinter die Kulissen" des Klöppelns zu schauen, begann sie im Jahr 2000 in vielen Kursen das „Handwerk" des Klöppelns zu erler­nen. Nicht nur die traditionellen Spitzen, sondern auch die zeitgemäßen Spitzen, wo sie durch die freie Wahl unterschiedlicher Materialien ihrer künstlerischen Phan­tasie freien Lauf lassen kann, haben es ihr angetan.

Für ihr Klöppelcenter Langendorf hat sie in vielen Jah­ren durch verschiedene Dozentinnen aus dem In- und Ausland unzählige Klöppelkurse in diversen Techniken für interessierte Klöpplerinnen durchführen lassen.

Doch das genügt ihr nicht, seit 2009 besucht sie ein­mal wöchentlich in Basel in der Schule für Gestaltung den Kurs „Aktmodellierung". Wie wir wissen, ist die Dar­stellung des Menschen das häufigste Motiv in der Kunst. Um aber mit der menschlichen Gestalt vertraut zu wer­den, muss sie gründlich studiert werden. Es müssen Anatomiestudien vorausgehen. Ebenso müssen Propor­tionen und Ausdrucksformen der menschlichen Gestalt, ihre Formen, Funktionen und Bewegungen erlernt wer­den. Dazu kommt, dass sie sich mit ihr bisher völlig neuen Materialien auseinandersetzen muss, die sie her­vorragend künstlerisch umsetzen kann.

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Abb 2 Geklöppelte Schalen aus Hanfgarn und Leinengarn,
Entwurf und Ausführung Karin Langendorf
Ausstellung "Licht und Dicht" 2013 im Haus Salmegg,
Rheinfelden Foto: Maria Steur.

Karin Langendorf zeigt nun bei der Landesausstellung Kunsthandwerk in Karlsruhe einige ihrer geklöppelten Kreationen, die vom BdK, Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V. sogar angefordert wurden. Es werden 115 kunsthandwerkliche Arbeiten in Keramik, Textil, Glas, Metall, Holz, Korbgeflecht und Leder sowie Marionetten ausgestellt, die von insgesamt 341 einge­reichten Arbeiten ausgewählt wurden.

Wer von den sechs nominierten Kunsthandwerkern und Kunsthandwerkerinnen die drei Staatspreise erhält, die mit einem Preisgeld von insgesamt 15.000,- Euro verbunden sind, wird erst am 25. Mai 2014 bei der Preisverleihung in Karlsruhe bekannt gegeben.

Die Ausstellung „Gestaltung-Kunst-Handwerk 2014* wird vom 25. Mai bis zum 20. Juli 2014 im Regierungs­präsidium Karlsruhe, Karl-Friedrich-Str. 17, gezeigt. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr.

Quelle: Die Spitze 2/2014